MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Schauspiel von Bertolt Brecht
EINE STARKE FRAU Ganz Europa ist verwüstet, der Dreißigjährige Krieg hat den
Kontinent schon vor Jahren ins Chaos gestürzt. Doch eine will sich ihr bisschen Glück
davon nicht madig machen lassen: Die Marketenderin Anna Fierling, genannt Mutter
Courage, ist Geschäftsfrau. Als Handlungsreisende ist sie international tätig. Halb
Europa steht auf der Agenda. Ihr Geschäft ist der Krieg. Friedliche Zeiten bedeuten
den Ruin. Mit ihrem Wagen folgt sie den Truppen kreuz und quer durch Europa, um
am Rande des Schlachtfelds ihre Waren zu verkaufen. Dabei gilt ihre ganze Sorge
ihren drei Kindern, deren Väter längst verschollen sind und die sie heil durch den Krieg
bringen will – lockte da nicht immer schon der nächste Deal. Aber jede noch so kluge
Geschäftsentscheidung, die das Überleben der Kleinfamilie sichern soll, entpuppt
sich im Nachhinein als großes Unglück. Mutter Courage verliert ihre Tugend, ihre
Menschlichkeit und schließlich auch ihre Kinder
THEATER GEGEN DEN KRIEG Bertolt
Brecht schrieb seine Mutter Courage im
schwedischen Exil, kurz vor Ausbruch
des Zweiten Weltkrieg. Darin fand er
anhand des historischen Dreißigjährigen
Krieges nicht nur starke Bilder für die
hässlichen Seiten einer damals erneut
unmittelbar bevorstehenden Verwüstung
Europas. Er führte genauso vor, dass
Kriege vordergründig „aus Gottesfurcht
und für alles, was gut und schön ist“
geführt werden, dass letztlich aber die
Gewinne in der Kasse und nicht auf dem
Schlachtfeld zählen.
EIN STÜCK FÜR SEINE ZEIT UND
DARÜBER HINAUS Die Uraufführung
der Mutter Courage fand kurz vor dem
deutschen Überfall auf Russland im April
1941 am Schauspielhaus Zürich statt.
Die Titelrolle spielte Therese Giehse. Im
Januar 1949 ging im Deutschen Theater
in Berlin die deutsche Erstaufführung
der Courage über die Bühne. Brecht
selbst führte Regie, seine Frau Helene
Weigel spielte die Titelrolle. Ein Kritiker
schrieb: „Als der Wagen der Courage
auf die Bühne rollte, erklärte das
Stück die immensen Verwüstungen,
die der Hitlerkrieg angerichtet hatte.
Die zerlumpten Kleider auf der Bühne
glichen den zerlumpten Kleidern im
Zuschauerraum. Wer gekommen war,
war aus Ruinen gekommen und ging
zurück in Ruinen.“ Ein Stück über das
Wesen des Krieges, das heute so
aktuell wie schon lange nicht mehr ist.