LULU
Oper von Alban Berg
LULU ist die Geliebte des Verlgers Dr. Schön. Um seine gesellschaftliche Stellung nach
außen hin zu wahren, verheiratet er Lulu mit verschiedenen Männern. Der erste stirbt
an einem Herzinfarkt, der zweite nimmt sich das Leben. Der dritte Gatte ist Schön
selbst. Doch sobald er seine Frau allein lässt, stellen sich Verehrer aller Art ein: Sein
Sohn Alwa liebt Lulu ebenso die Gräfin Geschwitz, ein Gymnasiast, ein Athlet und
Schigolch, eine zwielichtige Vaterfigur. Sie alle nisten sich in Lulus Leben ein. Als
der verzweifelte Schön von Lulu verlangt, sich umzubringen, erschießt sie ihn. Damit
beginnt Lulus Abstieg. Begleitet von ihren Verehrern flieht sie vor der Polizei erst nach
Paris und dann nach London, wo sie von Jack the Ripper umgebracht wird.
LULU ist Kunstfigur und Männerfantasie,
Projektionsfläche und Wunschtraum
– quer durch alle Altersklassen,
Geschlechter und Bildungsschichten.
Wer ihr begegnet, ist ihr rettungslos
verfallen. Mit dem Begehren zusammen
fällt der Wunsch nach Kontrolle
über dieses erotische Wesen. Der
Männerblick richtet sich gleichermaßen
mit Faszination wie mit Furcht auf
die „Urgestalt des Weibes“. Wer
Lulu liebt, wird ruiniert – er stirbt den
gesellschaftlichen, finanziellen und ganz
realen Tod. Am Ende bleiben nur brutale
Unterdrückung und rohe Gewalt, um sie
zu bezwingen. Die Ehemänner Lulus,
die für ihren sozialen Aufstieg standen,
kehren im dritten Akt als Kunden der
zur Straßenhure hinabgesunkenen Lulu
wieder.
Lulu war Alban Bergs zweite Oper nach
Wozzeck und basiert auf Frank Wedekinds
Tragödien Erdgeist (1895) und Die Büchse
der Pandora (1902). Die expressive
Musik in Lulu entwickelt sich aus den
Klängen einer einzigen Zwölftonreihe.
Berg war Schüler Arnold Schönbergs,
der die Zwölftonmusik quasi erfunden
hatte. Noch bevor er den dritten Akt
fertig instrumentiert hatte, starb Berg
1935. Lulu wurde daher lange Zeit in
der unvollendeten zweiaktigen Gestalt
gespielt. Die posthume Uraufführung
erfolgte 1937 in Zürich. Erst 1979 erklang
erstmals die vollständige Aufführung des
Werks in der Instrumentation des dritten
Aktes durch Friedrich Cerha. 2010 kam in
Kopenhagen eine weitere Fassung hinzu,
die von dem Dirigenten und Komponisten
Eberhard Kloke (*1949) stammt. Die
verschlankte Orchesterbesetzung
macht es nun auch dem Landestheater
Niederbayern möglich, dieses
Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts
aufzuführen.