DIE SCHÖNE HELENA
LA BELLE HÉLÈNE
Operette von Jacques Offenbach
GEBURT DER OPERETTE Jacques Offenbach, der in Köln geborene Sohn eines
jüdischen Kantors, machte Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris Karriere und gilt heute
vielen als Vater der Operette. An dem von ihm mitbegründeten Théâtre des Bouffes
Parisiens eroberten seine unterhaltsamen Mythenparodien, angefangen bei Orpheus
in der Unterwelt, das Pariser Publikum im Sturm. Offenbach verstand es, sowohl die
Antike als auch seine eigene Zeit zu parodieren und das mit einer Musik, die reich
an einprägsamen Melodien und schwungvollen Rhythmen ist. Unter den antiken
Gewändern stecken moderne Franzosen. Die kleinen Seitenhiebe auf die Pariser
Gesellschaft lösten seinerzeit den ein oder anderen Skandal sowie Konflikte mit den
Zensurbehörden aus, waren aber auch Teil der Faszination auf das Publikum. Karl
Kraus sprach von Offenbach gar als dem „größten satirischen Schöpfer aller Zeiten
und Kulturen“.
ZANKAPFELDie schöne Helena (1864) war
die erste Zusammenarbeit von Offenbach
mit den Librettisten Henri Meilhac und
Ludovic Halévy, welche die mythologische
Geschichte mit pointiertem Witz und Biss
angingen. Als Hintergrund diente ihnen die
griechische Sage von der Entführung der
spartanischen Königin Helena durch den
Prinzen Paris, die den trojanischen Krieg
auslöste. Helena, gelangweilt in ihrer
Ehe mit dem trotteligen König Menelaos,
ziert sich zwar etwas, ist jedoch nur allzu
empfänglich für den Ehebruch mit dem
attraktiven Prinzen. Im Traum zumindest
will sie sich ihm hingeben. Aber war es
wirklich nur ein Traum? Als Helena und Paris
in flagranti von Menelaos erwischt werden,
hat die herbeieilende Gesellschaft nur Spott
für den gehörnten Ehemann übrig. Er sei
selbst schuld an der peinlichen Situation, da
ein guter Gatte seine Ankunft ankündigen
müsse, statt einfach hereinzuplatzen...
BIRNENKOMPOTT Wussten Sie, dass
„Birne Helene“, jene Süßspeise der
klassischen französischen Haute Cuisine,
1870 anlässlich der Aufführung von
Offenbachs Belle Hélène kreiert wurde?
Es war kein Geringerer als Auguste
Escoffier, Schöpfer der Grande Cuisine,
der das Dessert aus pochierten Birnen
mit Vanilleeis, heißer Schokoladensauce
und kandierten Veilchen erfand. Wie
sagte schon Loriot: „Ein Apfel ist ein
Apfel und eine Birne ist eine Birne.“