ARIADNE AUF NAXOS
Oper von Richard Strauss
TRAGÖDIE UND KOMÖDIE
Im Haus des reichsten Mannes von Wien soll zuerst
die neue heroische Oper eines jungen Komponisten aufgeführt werden (Ariadne auf
Naxos), anschließend eine Komödiantentruppe ihr Lustspiel mit Tanz darbieten (Die
ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber). Doch kurzerhand ändert der Auftraggeber
den Plan: Aus Zeitmangel sollen beide Aufführungen gleichzeitig stattfinden! Not
macht erfinderisch. Was erst erbitterten Protest hervorruft, setzt wenig später
ungeahnte kreative Energien frei und vereint scheinbar Gegensätzliches. Strauss und
Hofmannsthal bedienen alle Stilebenen virtuos: Während das Vorspiel überwiegend
im streng rhythmisierten Rezitativstil gehalten ist, überwiegen in der Oper barocker
Bravourgesang bei Zerbinetta, heitere Lieder bei ihren Liebhabern sowie romantischer
Melodienrausch bei Ariadne und Bacchus.
LIEBESKUMMER Ariadne kommt
nicht darüber hinweg, dass Theseus
sie verlassen hat. Er hat sie einfach
auf Naxos sitzen lassen! Ist das der
Dank für ihre Hilfe im Labyrinth des
Minotaurus? Der Liebeskummer droht
Ariadne umzubringen. Die Gruppe
um Zerbinetta versucht, sie mit Tanz
und Gesang aufzuheitern, doch erst
das Erscheinen Bacchus‘, in dem
Ariadne zunächst den Todesboten
vermutet, holt sie ins Leben zurück. Es
passiert, was eben noch unvorstellbar
schien: Ariadne ist frisch verliebt!
TREUEVERSPRECHEN Ariadne liebt
bedingungslos einen einzigen Mann,
während Zerbinetta sich in Liebesdingen
nicht festlegen will. Zentrales Thema
der Oper ist die Treue – in der Liebe wie
in der Kunst. Auf kaum eine Gewissheit
ist Verlass: Der Mann, der eben noch
ewige Treue schwur, ist kurze Zeit später
ohne ein Wort verschwunden. Die Oper,
die eben noch eine Tragödie war, soll
plötzlich zur Komödie werden. Vor diesen
Zumutungen schützen kann der Mensch
sich nur, indem er die Launenhaftigkeit
des Lebens akzeptiert und sich selbst treu
bleibt – als Künstler wie als Mensch.