Corpus Delicti
Mittels Genforschung, medizinischer Früherkennung und strenger Hygienegesetze reguliert die ´Methode´ den Alltag der Menschen und verspricht ein gesundes Leben für alle. Krankheit vorzubeugen hat die höchste Priorität, und das System erweist sich als effektiv. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt: Die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh entwirft in ´Corpus Delicti´ das dystopische Bild eines totalitären Staates, der auf unserem grundeigenen Wunsch nach Gesundheit und körperlicher Unversehrtheit konzipiert ist, und in dem unser Körper als Beweismittel für oder gegen uns gewertet werden kann.
Die junge Biologin Mia Holl befürwortet die ´Methode´. Doch seit dem Tod ihres Bruders, der aufgrund eines DNA-Tests des Mordes für schuldig befunden wurde und in der Haft Suizid beging, regen sich leise Zweifel an der Unfehlbarkeit des Systems. Denn entgegen aller Wahrscheinlichkeiten ist Mia von der Unschuld ihres Bruders überzeugt. Durch Trauer und inneren Konflikt fällt Mia aus der Bahn, reicht ihre Gesundheitsberichte nicht mehr ein, raucht sogar eine Zigarette und gerät dadurch ins Visier der Justiz. Schließlich gefährdet ihr Verhalten nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch das Gemeinwohl und stellt die ´Methode´ infrage. Zwischen ihrem Anwalt Rosentreter, in dem sie einen Systemgegner vermutet, und dem Journalisten Kramer, einem bekannten Unterstützer der ´Methode´, wird Mia zum Spielball eines Schauprozesses, der die Nation in Atem hält.
»Wir neigen alle ein bisschen zu so einer Körperegozentrik, als wäre tatsächlich Gesundheit das höchste Gut. Wenn man sich mal überlegt, was dann alles nicht die höchsten Güter sind, so etwas wie Liebe, Solidarität vielleicht, Verantwortung für andere und so weiter, dann wird, glaube ich, auch ziemlich schnell klar, was damit gemeint ist.«
Juli Zeh im Deutschlandfunk
Schauspiel
von Juli Zeh
Musikalische Leitung: Timo Beyerling, Philip Spreen
Regie & Kostüme: Eva Lemaire
WLB – Württembergische Landesbühne Esslingen
ab 14 Jahren
Jugendtheater
Stückeinführung um 18.30 Uhr im Kleinen Saal