GILLA CREMER: DIE KOMMANDEUSE
Produktion: Theater Unikate
„Man muß verstehen, mit seiner Zeit zu gehen“ – so begründet die junge Ilse Köhler 1932 ihren Eintritt in die NSDAP. Sie begegnet dem Obersturmbannführer Karl Koch und zieht im Jahre 1937 als seine Frau mit ihm auf den Ettersberg, einen wunderschönen Hügel bei Weimar, auf dem Goethe einst „Wanderers Nachtlied“ dichtete. Hier wird Koch Kommandant des Konzentrationslagers Buchenwald. Von den Jahren in der „Villa Koch“, die unmittelbar an das Konzentrationslager Buchenwald grenzte, sagt Ilse Koch später, dass sie „die beste Zeit“ ihres Lebens waren.
1951 wurde die „Kommandeuse“ – so nannten sie die Häftlinge aufgrund ihres grausamen und unberechenbaren Auftretens im Lager – wegen Anstiftung zu Körperverletzung und Mord zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Ilse Koch füllte im Nachkriegsdeutschland als „Hexe von Buchenwald“ die Schlagzeilen und behauptete selbst noch nach 22 Jahren Haft : „Ich kann mich an nichts erinnern. Ich habe mich nie um Lagerangelegenheiten oder Politik gekümmert. Ich war immer bemüht, meinem Mann und meinen Kindern eine gute Familienmutter zu sein“.
Cremer schafft es, die zwiespältige Mischung aus erotischer Anziehungskraft und eisiger Entsetzlichkeit zu verkörpern, ebenso wie den banalen Aufstiegswillen der Stenotypistin, der die Strukturen des Terrorsystems erlaubt haben, ihre kruden Bedürfnisse haltlos auszuleben. (SZ)
In englischer Sprache gastierte das Stück in Frankreich, Dänemark, Niederlande, Ungarn.
Mit: Gilla Cremer | Idee: Eugenio Barba – Odin Teatret | Regie: Johannes Kaetzler | Dramaturgie: Christel Weiler | Bühne und Kostüm: Peter Brower | Musik: Jörg Schäffer | Regie-Assistenz: Uschi Mierzowski |Koproduktion mit Kampnagel Hamburg 1995